Werkstätten vor großem Wandel?
BTHG-Paradigmenwechsel in der Eingliederungshilfe – Chance zu mehr Kundenorientierung
„Deutsche Werkstätten unterliegen dem Trugschluss, sie könnten dauerhaft selbst entscheiden, wohin der Weg gehen soll und wie die UN-Konvention umgesetzt wird“. Das sagte Franz Wolfmair, damals Geschäftsführer von „Chance B“, bereits 2011. Und seine Aussage ist aktueller denn je.
Sozialpolitik endlich als Kunde begreifen
Denn: Ein „Weiter wie bisher“ wird es für die Werkstätten nicht geben. Die Sozialpolitik will durch das neue Bundesteilhabegesetz einerseits die Lebensqualität behinderter Menschen verbessern, andererseits aber eine deutliche Reduzierung der Kosten erreichen. Ein Widerspruch in sich? Ja, aber nur wenn die Werkstätten nicht lernen umzudenken und ihre Kundenorientierung tiefgreifend verändern. Kunde ist nicht weiter nur der behinderte Mensch. Kunden sind Lehrer, Kunden sind Sozialpolitiker/Kostenträger sowie der allgemeine Arbeitsmarkt.
Werkstätten haben das Know-how
Das Produkt Werkstatt ist gut. Werkstätten besitzen die Erfahrung und das Potenzial für die fachgerechte Begleitung der Menschen. Und sie besitzen das Know-how um die Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes diesbezüglich zu unterstützen. Vertreter der Vereinten Nationen sehen Werkstätten als Auslaufmodell. Die Bundesregierung will Werkstätten erhalten – aber auch den inklusiven Arbeitsmarkt stärken. Allein schon deshalb „sind Werkstätten in der Pflicht, darüber nachzudenken, wie sie künftig flexiblere, personenzentrierte und ansprechende Angebote der Teilhabe gestalten können“, fordert beispielsweise Martin Berg, Vorstandsvorsitzender BAG WfbM, treffend.
Nicht aufregen: Genau das ist Marktwirtschaft
Warum brauchen Werkstätten so lange, um auf veränderte Kundenwünsche zu reagieren? Jedes Unternehmen unterliegt Wandlungsprozessen. Wer sich nicht wandelt und immer wieder erneuert, verschwindet vom Markt. Beispiele hierfür gibt es genug: Grundig-Fernseher standen früher in fast jedem Wohnzimmer, heute gibt es sie nicht mehr. Handys von Nokia hatte jeder Dritte in der Tasche, heute sind sie verschwunden. Das Unternehmen SMA sah sich nach atemberaubendem Wachstum mit veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen konfrontiert. Kurzzeitig war die weitere Existenz von SMA gefährdet. Krisenmanagement, neue (andere) kundenorientierte Produkte konnten entwickelt werden. SMA ist wieder ein erfolgreiches Unternehmen! Wer sich auf dem ausruht, was einmal war, überlebt nicht. Das gilt in Zukunft auch und besonders für Werkstätten.
Kopf nicht in den Sand stecken – wir geben Antworten
Für die Werkstätten wird der Markt ein anderer werden. Marktorientierung, andere Angebotsstruktur und veränderte Kundenwünsche sind die Schlüsselbegriffe. Die große Chance der Werkstätten ist der erfolgreiche Weg hin zum Sozialunternehmen. Neue (andere) Wege in das Sozialunternehmen:Werkstatt kundenorientiert zu gestalten ist die Aufgabe. Ein Berufsausbildungszentrum mit „breiter Eingangspforte“ und einem räumlich integrierten Berufsbildungsbereich, als Ort der Wahlmöglichkeiten in das „offene“ System Beruflicher Bildung unter dem Dach des Sozialunternehmens:Werkstatt ist eine Antwort. Die individuelle persönliche Zukunftsplanung muss sich an der Kundenorientierung ausrichten. Strukturen und Inhalte sind entsprechend zu gestalten.
Wie das funktioniert – genau darauf werden wir im Rahmen unseres Fachtages und unserer Seminare 2017 Antworten geben. Wir wollen und werden die Rolle der Werkstätten für die Berufliche Teilhabe aufzeigen. Und dürfen gespannt sein, welche Ideen und Lösungsansätze die Redner und Seminarleiter sowie die Teilnehmer einbringen werden.
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